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Riesling

Riesling kann mit Fug und Recht zusammen mit Chardonnay und Sauvignon Blanc zu den hochwertigsten weißen Rebsorten weltweit gezählt werden. Rasse, Mineralität, Eleganz, vielfältige Fruchtnoten von Apfel, Aprikose, Pfirsich, Zitrus und je nach konkreter Herkunft von exotischen Früchten wie Mango, Maracuja, Passionsfrucht, Melone etc. und natürlich die einmalige Säurestruktur gelingen nur im optimalen Zusammenspiel von Böden, Klima und anderen Standortbedingungen, die man unter dem Begriff Terroir zusammenfasst. Gerade die deutschen Weinbaugebiete bieten mit dem von Fachleuten als cool climate bezeichneten Klima ideale Voraussetzungen für die Bereitung von besonderen Riesling-Weinen. Riesling scheint optimal angepasst zu sein an diese Bedingungen, die sich durch tagsüber oft recht sonnige, aber insgesamt nicht zu heiße Sommer in Verbindung mit kühlen Nächten bemerkbar machen; dazu ist Riesling eine recht spät reifende Sorte, die eine längere Vegetationsperiode benötigt als manch andere und dabei eine gute Unempfindlichkeit gegen niedrige Temperaturen zeigt, was der Bereitung von edelsüßen Weinen, deren Trauben besonders lang an den Stöcken verbleiben müssen, sehr entgegenkommt. So ist man sich auch relativ sicher, dass Riesling ein deutsches Gewächs ist, das möglicherweise in den Rheinauen durch spontane Kreuzungen aus einem Mitglied der Heunisch-Familie und einer bereits zuvor existierenden Spontankreuzung aus einer Wildrebe mit dem wohl von den Römern eingeführten Traminer entstand - bekannt ist Riesling in der heutigen Form jedenfalls seit dem 15. Jahrhundert (Rheingau und Mosel). Im 17. Jahrhundert wurden weite Teile geeigneter Lagen vor allem an Flussläufen wie Mosel, Rhein und Main mit Riesling bestockt. Auf Schloss Johannisberg erlangte der Riesling durch die Erfindung der Spätlese (siehe unter Rheingau) nachhaltig Berühmtheit und auch Goethe war - nicht viel später - von der enormen Qualität der so genannten Stein-Weine (vom Würzburger Stein) überzeugt. Heute wird Riesling in Deutschland auf etwa 23.000 Hektar Rebfläche angebaut, was etwa einem Fünftel der deutschen Gesamtrebfläche entspricht, 10 Prozent davon befindet sich in Württemberg. Gleichwohl ist natürlich Riesling nicht gleich Riesling, die Weine unterscheiden sich je nach Anbaugebiet beträchtlich - und da kommt es weniger auf die Kellermeister an, die an der Mosel, in Württemberg oder an der Nahe bestimmt genauso gut sind wie die in Franken, in der Pfalz oder am Mittelrhein. Man unterscheidet die deutschen Rieslingtypen hauptsächlich nach den Böden, auf denen sie stehen. Unter dem Vorbehalt, dass nicht wenige Weinwissenschaftler die Aromabildung durch Hefen deutlich höher bewerten als die Auswirkung des Untergrundes, kann man für Riesling dennoch folgende Zuordnung treffen: Man sagt, dass Blauer Schiefer, wie er streckenweise an der Mosel zu finden ist, die Ausprägung grüner Apfel begünstigen würde, mit Buntsandstein wie z. B. im Gebiet Mittelhaardt verstärke sich Aprikose, Muschelkalk - wie um Würzburg anzutreffen - liefe auf Mango hinaus. Porphyr (z. B. in einigen Lagen an der Nahe) steigere den Eindruck von Mineralität, während Gneis und Granit die Quitte hervorbringe, wie man es in Rieslingen aus der Wachau herausschmecken soll. Auf Löss-Lehm (z. B. am Kaiserstuhl) verstärke sich dagegen Grapefruit oder generell Zitrus und Keuper schließlich stelle Honigmelone heraus - eine Fruchtnote, die in Rieslingweinen des Remstals mit seinen Keuperböden tatsächlich manchmal vorherrscht.Riesling eignet sich wie kaum eine andere Sorte für Weine aller Qualitätsstufen. Riesling-QbA für jeden Tag kann herrlich frisch und süffig sein, Kabinett-Weine aus der Sorte sind je nach Herkunft oft besonders feinfruchtig und duftig, während Spätlesen reifere Frucht und Fülle ausweisen. Mit Riesling-Auslesen betritt man schon fast das Terrain der edelsüßen Weine, die vor Kraft manchmal förmlich strotzen und idealerweise mit feinen Botrytis-Noten die für einen edlen Riesling typische Aromenstruktur zeigen. Schließlich Beerenauslesen, Eisweine und Trockenbeerenauslesen, die von Kennern als mindestens genauso hoch eingeschätzt werden wie die weltweit gefragten Weine aus dem Sauternes. PB20140210